Sonntag, 28. Dezember 2008

weihnachten in nicaragua.

bereits anfang november wurde die weihnachtszeit durch plastikweihnachtsbaeume, bunten lichterketten und –spielen, kitschigem christbaumschmuck und anderem zuckersuessem krimskrams in den schaufenstern eingelaeutet. Bei mir konnte das alles allerdings keine weihnachtliche stimmung ausloesen – was man sich bei 25 grad celsius und palmen statt tannen bestimmt recht gut vorstellen kann. umso skuriller war die vorstellung, dass der erste schnee in deutschland bereits mitte november vom himmel fiel.

ein wichtiges instrument zur weihnachtlichen stimulierung der gemueter ist die musik. weihnachten ist die zeit der besinnung, der ruhe, fuer manche sogar die zeit der liebe. dementsprechend sachte ist dann auch die musik die gehoert wird. weihnachtslieder, zum grossen teil gesungen von chorknaben mit engelsstimmen (whams alljaehrlichen weihnachtssmashhit “last christmas” lassen wir dabei mal ausser acht), tragen namen wie: “o tannebaum, o tannebaum”, “mal gucken was das christkind mir so mitbringt”, beliebt ist aber auch der klassiker “suesser die glocken nie klingeln”. in nicaragua laufen die dinge allerdings anders. statt ruhigem weihnachtsgedudel wird hier eher wert auf hueftschwingbare rhythmen gelegt. so werden auf der strasse weihnachtscds verkauft, die die marimbaversion von “jingle bells” oder den salsaremix von “we wish you a merry christmas”. da ist dann wirklich nix mit besinnung durch melodie oder so.

die zeit bis dezember verging wie im flug – allerdings war mir auch wenig tage vor weihnachten immernoch nicht weihnachtlich zu mute. das weihnachtsfest am heiligabend war dann auch kein richtiges fest wie ich es gewohnt war, was man mit der familie und geschenke auspacken verbringt. zwar wurde mir im vorfeld durch meine gastmutter bereits gross angekuendigt, dass man zu weihnachten gemeinsam mit der familie ein leckeres, spezielles weihnachtsgericht isst und eine schoene zeit zusammen verbringt. in der tat assen zum ersten mal seitdem ich hier bin alle leute in meinem haus zur selben zeit – allerdings nicht zusammen sondern in verschiedenen raeumen. so ass ich mit meiner schwester, oma und mutter am esstisch, mein gastvater und mein bruder speisten lieber vor dem fernseher. wo mein groesserer kleiner bruder ablieb ist mit bis heute ein raetsel. so viel also zu dem gemeinsamen essen. das essen war zwar lecker wie immer, aber halt wie immer. es gab nichts aussergewoehnliches, sondern “nur” huehnchen, salat, frittierte kartoffelscheiben (also pommes) und cola. als sich nach dem essen wieder alle leute ihren eigenen sachen widmeten fragte ich ganz verdutzt, ob denn keine geschenke ausgetauscht werden. sie schuettelte nur den kopf und meinte, dass es letztes jahr auch keine geschenke gab. ich weiss nicht, ob dass damit zu tun hat, dass doña norbis, also meine gastmutter vor einigen jahren der evangelischen kirche beigetreten ist, die ziemlich schraeg drauf sind hier. auf jeden fall war ich eher enttaeuscht, da ich 2h lang meine geschenke fuer alle familienmitglieder, die mir mama aus deutschland geschickt hat bzw. ich waehrend meines urlaubs in guatemala gekauft habe, hysterisch eingepackt habe und noch gerade so vor dem essen fertig geworden bin. vor dem essen wurde mir von doña norbis im vorbeigehen ein hemd in die hand gedrueckt – unverpackt – mit der bemerkung, dass don Ramiro mir das hemd in esteli gekauft hat und mir es gerne zu weihnachten schenken wuerde. das hemd war wirklich schoen und ich hab mich wirklich gefreut, allerdings gab das trockene, unverpackte ueberreichen des geschenks einen leicht faden beigeschmack. es schien fuer mich wohl keine moeglichkeit zu geben, meine geschenke im beisamensein aller zu verteilen. kurzerhand entschloss ich mich, die geschenke einfach, american style maessig, auf den wohnzimmertisch zu legen, nachdem ich spaet nachts von der grossen weihnachtsparty wieder kam, die echt gut war!

ich glaube weihnachten war der erste tag ueberhaupt in nicaragua, an dem ich deutschland vermisste und mich, auch wenns nur fuer einen moment war, zurueck nach shs wuenschte.