Sonntag, 9. November 2008

wahlen in nicaragua

heute moechte ich euch von den wahlen hier berichten.
am heutigen sonntag finden im ganzen land die kommunal- und landtagswahlen statt (wenn man das so uebersetzen will!)
das thema bestimmt schon seit wochen die nationale presse. ich kann nicht sagen, wie das so auf dem fernsehsender der liberalen ablaeuft, da bei uns immer nur der sandinistensender laeuft, aber dort wurden schon bei meiner ankunft im august die ersten wahlwerbespots gezeigt. die wahlhysterie wurde eigentlich nur an einem tag unterbrochen: an dem tag der us-wahlen, die wenigstens fuer 24 h das nationale fernsehprogramm bestimmten.
der wahlkampf hier ist viel bissiger und haerter als in deutschland. so wird auch nicht vor persoenlichen beleidigungen halt gemacht. zu schmunzeln gibt es allerdings auch immer was; so zeigte der sandinisten-sender ausschnitte von seinem konkurrenten von vor 3 jahren ungefaehr, indem er seinen frueheren feind aber heutigen verbuendeten der korruption bezichtigte, da er selbst zeuge war! und heute machen die beiden gemeinsame sache, geben sich als beste freunde aus und kaempfen gegen die fsln. die glaubwuerdigkeit der politiker ist hier nicht so gross.
seit gut 2 wochen gab es an fast jedem tag eine karawane auf der strasse, die vor allem bei den kindern und jugendlichen grosse begeisterung fanden. da ich mir nur die karawanen der fsln genauer unter die lupe genommen habe, kann ich nur von ebendiesen berichten. im vorfeld wurden tausende von t-shirts verteilt (wovon ich auch eins ergattern konnte), rot-schwarze flaggen, aufkleber, flyer und was weiss ich nicht alles! die strassen sind hier alle entweder mit rot-schwarzen fahnen oder mit roten (die liberalen) geschmueckt, die lichtmasten sind in ebensolchen farben eingepinselt. der wahlkampf ist ueberall und zu jeder zeit gegenwaertig!
bei den karawanen machten alle mit: fahrradfahrer, motorradfahrer, autofahrer. und die leute die kein fortbewegungsmittel hatten, jubelten vom buergersteig aus. an den kleineren maerschen nahmen ungefaehr 200 leute teil. die karawanen spiegeln die politischen machtverhaeltnisse in condega sehr gut wieder: stets waren die maersche der fsln um einiges groesser als die der liberalen, die teilweise nur aus 3 wagen bestanden.
am 05.11.08. fand ein riesiger marsch der flsn statt, der zugleich die wahlkampfphase abschloss. der zug war ca. 1.5 km lang, bestand aus ueber 140 autos, pick ups, kleinlastwagen, lastwagen und vollbesetzten bussen! (fahrradfahrer und motorradfahrer nicht mitgerechnet!) da war wirklich die hoelle los. anschliessend gab es noch eine wahlkampfrede von den oertlichen kandidaten und danach eine grosse strassenparty, auf der sich auch der ein oder andere liberale blicken liess.
eigentlich hat hier jeder eine partei. ich habe noch kaum einen getroffen, dem die politik schnurz piepe ist. das fasziniert mich an diesem land, und von dieser politikbegeisterung koennten sich die deutschen ruhig mal eine schnitte abschneiden. autokarawanen findet man in deutschland sonst ja nur zu sportlichen ereignissen vor. allerdings, und das ist der grosse kontrapunkt, folgen zu viele leute hier der parteilinie blind. was die partei sagt, ist gesetz. es wird zu wenig kritisiert und diskutiert innerhalb der partei (das ist zumindest mein eindruck). die diskussion ist das wichtigste werkzeug der demokratie.
ich schweif schon wieder vom thema ab:
die wahlen bestimmen den alltag. das hat man auch in den letzten drei tagen gemerkt, indem das ruhegesetz zur geltung kam. das besagt naemlich, dass 3 tage vor der wahl weder alkohol verkauft werden darf, noch politische propaganda betrieben werden darf. zudem durfte man sich ueber einen arbeitsfreien freitag, samstag, sonntag und montag freuen. wahlen koennte es ruhig oefters geben.
das solls erst einmal von diesem thema gewesen sein. in den naechsten tagen werde ich natuerlich darueber berichten, wer die wahlen in condega, im municipio esteli und insgesamt so in nicaragua gewonnen hat.
da in INPRHU eine wahlstaette eingerichtet wurde, werde ich mir das heute mal genauer angucken.
bis die tage.
der jannik.

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